Es war einmal!
Es war einmal eine Zeit, da rief man auf 80m ein- oder höchstens zweimal kurz CQ und schon meldete sich ein Funkfreund. Meist entwickelte sich dann ein gemütliches Plauder-QSO über alle möglichen Themen.
Heutzutage verhallt der CQ-Ruf sehr oft ungehört. Da wendet sich der vergeblich rufende OM den diversen Runden zu. Viele haben eine feste Frequenz und halten die manchmal den ganzen Tag über besetzt - bei der Verteidigung derselben wird nicht gerade zimperlichvorgegangen.
Den Ton in diversen Runden gibt das Alpha-Tier vor. Dem haben sich die anderen Rundenteilnehmer anzupassen, sonst werden sie beflegelt. Die Gesprächsinhalte sind stets gleich: Da gibt es die Nörgelrunde, die auf Politik und den Amateurverband schimpft und auch sonst alles schlecht macht, die Blödelrunde mit dem niedrigen Niveau nach dem Motto „Dümmer geht's immer", die Runde mit dem staubigen Computergeschwätz und die Runde der PA-Benutzer („heute kommst Du nur mit 30dB über S9 bei mir an").
Bei den diversen Rentner-, EVU- und YL-Runden, bei denen der Wetterfreunde, Frommen, Plattdütsch-Waterkantler und bei den OV-Runden mag man ja noch zuhören.
Unerträglich aber sind die Runden der „technischen Intelligenzler". Deren „selbst gefühlte Kompetenz" ersetzt hier oft wirkliches Fachwissen, reicht aber völlig aus, damit sich so ein Rundenteilnehmer zu allen, aber wirklich allen technischen Themen äußert. Hätte er doch wenigstens ab und zu mal das Maul gehalten! Doch stört das die anderen? Eigentlich nicht. Denn egal, was gesagt wurde, man fühlt sich stets noch kompetenter.
Aber das Schlimmste: An und für sich gesundes Halbwissen bis hin zum GAU (größter anzunehmender Unsinn) paart sich in diesen Runden mit Arroganz und elitärem Gehabe.
Da hilft nur, den Ausschalter am Tranceiver zu betätigen. Anscheinend handeln auch andere so. Und eben deshalb findet man kaum noch Partner für ein anregendes Zweier-QSO.
Jowi Roth
Quelle: Funk Telegramm 5/2010